Im Leben eines Essenskritiker kommt irgendwann der Moment, in dem er sich vom Pöbel lossagt und fortan von Sterneköchen bekocht wird. Diesen wunderbaren Moment habe ich nun erreicht. Daher nutze ich nun auch Comic Sans, da mir das gewöhnliche Volk und sein wohlbefinden nun vollkommen egal sind.
Den Anfang macht bei mir Bulettenmonteur Alfons Schuhbeck, vielen bekannt als Fernsehkasper, der vor laufenden Kameras irgendwelchen Kram in seine Töpfe schleudert und schlau daherredet oder wie er – in guter Hexenmanier – versucht die Redcoon-Bratzen in den Ofen zu stoßen.
Auf mich wartet jedoch wieder der altbewährte, liebgewonnene Mikrowellenherd.
In der Pappumverpackung wartet altbekanntes. Ein Schälchen mit zwei Kammern, gleichermaßen aufgefüllt mit irgendwelchem Mist, den man dann zur Unkenntlichkeit bei ordentlich Watt verbrüht. 3-4 Minuten in diesem Fall, was einem die Chance gibt die Packung nochmal genauer anzusehen.
Alfons Schuhbeck ist übrigens Nebenberuflich ein Chamäleon, weiß auch nicht jeder.
Während man noch darüber sinniert, was Reptilien wohl sonst zu kochen im Stande sind erlöst einen auch schon das Signal der Mikrowelle aus den wirren Tagträumen, mein Blick wandelt sich auch wieder aus dem Schuhbeck-Modus in einen normalen, menschlichen.
Die Symbiose, die Rostbratwürstchen und Apfelkraut in der Schale eingehen ist ein Paradebeispiel, gegenseitig in Form gebacken, auf das sie jäh von meiner Gabel aus ihrer Zweisamkeit gerissen werden um ihr wahres, hässliches Gesicht zu zeigen. Zugleich setzt die Wurstextraktion den kommplett „Duft“ des Apfelkrauts frei, sodass man sich wünscht Terpentin zu schnupfen.
Das Kartoffelpüree hat hingegen die Zeit genutzt sich eine Haut anzulegen und diese gesund zu bräunen. Erst nach einigem Rühren bildet sich wieder eine homogene Masse – wie sowas zustande kommt, muss man Physiker fragen. Ich möchte nicht zuviel darüber wissen, bin schließlich kein Sternekoch und wenn Schuhbeck sagt, das muss so. Dann muss das auch so.
Abgesehen vom Apfelkraut lässt sich das Ganze sogar recht gut essen (wären da nicht wieder die Hitzeunterschiede wie zwischen Venus und Jupiter, aber die machen schließlich auch den Reiz eines guten Mikrowellenmahls aus).
Wäre da nicht das Apfelkraut. Erträglich ist dies ausschließlich in kleinsten Mengen, wenn zugleich Rostbratwurst und Kartoffelpüree den Geschmack übertynchen.
Eine Gabel einzig mit Apfelkraut hätte mich hingegen fast ins Grab gebracht.
Lieber Alfred, und das sage ich als Deutscher: bitte weniger Kraut.
Ansonsten aber tatsächlich eine neue Rekordwertung.
Wenn ihr mir, als Deutsche, Türken, Veganer oder sonstwas mitteilen möcht, macht dies doch via Facebook. Wir sind schließlich im neuen Millenium.
[efb_likebox fanpage_url=“schrottgourmet“ box_width=“860″ box_height=““ locale=“de_DE“ responsive=“1″ show_faces=“1″ show_stream=“0″ hide_cover=“0″ small_header=“0″ hide_cta=“0″ ]
Schreibe einen Kommentar