Nachdem man mich bat mal wieder „deutsche Küche“ für den Schrottgourmet heranzuziehen, komme ich diesem Wunsch nun nach – es gibt Grünkohl-Eintopf.
Und recht schnell kam auch die Erkenntnis: Ohne vorhergehendes Kloatscheeten, und durchfrieren bei 8.000 Bier, hat das nun wirklich keinen Sinn.
Frischer Grünkohl mit Mettwürstchen ist das klassische Kloatscheeteressen und es gibt wenig besseres, wenn man zuvor kleine Holzkloats in zwei Teams über kilometerlange Strecken geschmissen hat, während man zugleich seine Leber mit massig Bier und Schnäpsen malträtiert.
Was liegt also näher als den Rummel stocknüchtern, im Büro aus einer Aluschale zu pulen? Richtig! Nichts.
Ich entferne die Pappummantelung und voller Aufregung öffne ich die Folienabdeckung.
Zu meinem Erstaunen hat sich der Grünkohl schon vor der Zubereitung ideal an seine Form angepasst und verharrt darin, egal wie man die Schale auch schüttelt. Reis muss für denselben Effekt zunächst für einige Minuten am Ground Zero Hiroshimas, bzw. dem Mikrowellengegenstück dazu, stehen.
Beeindruckend vor allem deshalb, weil er eigentlich eher eine flüssige Konsistenz aufweisen sollte. Aber gut, seit wann bin ich Physiker?!
Ganz ohne Physikstudium fällt aber ins Auge, dass die beworbenen „Mettenden“ nicht grade zahlreich vertreten sind (zwei um genau zu sein), sondern auch noch verbunden. Der ungenübte Hobbykonsument nennt dies umgangssprachlich „Wurst“, nicht so die Experten bei Buss.
Nach einem flüchtigen Blick auf die Zubereitungsanleitung schleudere ich die Schale für etwa 3 Minuten bei 100% Leistung in die Mikrowelle und vernehme nach nur einer Minuten pochende, fast klopfende Geräusche aus dem Wunderkasten – die sich allerdings auch hervorragend ignorieren lassen.
Nach Ablauf der Uhr öffne ich die Zür und mir bietet sich ein schauderhafter Anblick.
Noch während ich die Schale – welche Zwischenzeitlich offenbar den Wiedereintritt in die Atmosphäre übte – aus dem Gerät zerre, erblicke ich, dass der Grünkohl nicht exklusiv in seiner Schale blieb.
Das sanfte Pochen waren also Explosionen, die die Mikrowelle in ein Verdun-artiges Schlachtfeld verwandelten.
Vermutlich ist dies aber von den Jungs bei Buss gewünscht, denn so kann sich das Gericht in einen dreistelligen Celsiusgradbereich abkühlen während man selbst die Mikrowelle auswischt und putzt – ziemlich clever!
Zurückgekehrt zur Schale bietet sich dann die Chance das finale Produkt in
Augenschein zu nehmen. Die Grünkohl-Masse nahm ihren Herdaufenthalt zur Chance sich in ihre Form einzubacken und ist nur schwer davon zu überzeugen diese auch wieder zu verlassen. Erst beherztes Zustechen mit der Gabel lässt sie vom Gegenteil überzeugen – und selbstverständlich ist nur die Oberfläche abgekühlt, im Innern des Panzers schwankt der Aggregatzustand hart an der Grenze zu gasförmigen.
Folgend auf kurze Bergbauarbeiten, schafft dann die erste Gabel Grünkohl gepaart mit eine Zwischenmettende ihren Weg in meinen Mund.
Und was will man sagen, mit „Freizeitmacher“ wurde nicht übertrieben, deutet sich der Magenkrebs und die damit verbundene Krankschreibung doch schon jetzt an.
Neben dem Grünkohl und dem Mettbengel finden sich lediglich Kartoffelstücke in der Masse, keinerlei Speck. Den Speck hat man hingegen mit Salz zu ersetzen versucht, was jetzt auch nicht die beste Idee aller Zeiten ist. Andererseits ist es eine bemerkenswerte Leistung Fensterkitt auf Salzbasis zu entwickeln.
Und selbst wenn man ein riesiger Fan von Grünkohl sein sollte, sich die Wände Grünkohlgrün gestrichen hat und man in einem Grünkohlhaus wohnt, dann wird man enttäuscht, weil einfach viel zu wenig in diesem Schälchen ist. Selbst als Beilage zu wahrem Essen wäre die Menge ein kranker Witz.
Dies sei aber nur eine Randbemerkung, solch dämliche Menschen gibt es gar nicht, die diesen Gedankengang zu Ende führten.
Letztlich bleibt: Eine blitzblanke Mikrowelle. Danke Buss.
So’n fesches Facebook-Like würde mir den Tag erhellen:
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