Lasagne Bolognese

Der Schrottgourmet #7 – Lasagne Bolognese

Fertiggerichte, die sonst 40-45 Minuten in einem 230 Grad heißem Ofen verbringen müssen ehe sie genießbar sind, nach 4 Minuten Mikrowellenqual bereit zum Verzehr? Klingt nach dem heiligen Gral des Schrottgourmets…

Einleitend muss ich sagen, dass ich auf Tiefkühllasagne stehe, ich könnte mich reinlegen, müsste ich nicht jedes mal besagte 40-45 Minuten darauf warten sie wieder aus dem Ofen bergen zu können.

Aber die Jungs bei chef select denken mit und sagen sich „Mensch, das geht auch in einem zehntel der Zeit. Schmeiß den Bengel einfach in die Mikrowelle“ und genau das habe ich getan.

Ich jammere viel darüber wie die Mikrowellenprodukte aussehen wenn man sie durch die Abdeckfolie sieht, aber diese Lasagne hat es als erstes geschafft mir ein „Ach du scheiße“ zu entlocken nachdem ich sie vom romantisierten Pappumschlag befreite.

Italiener töten für sowas. Erst Produzenten, dann sich selbst.
Italiener töten für sowas. Erst Produzenten, dann sich selbst.

Da die Mikrowelle eine getönte Scheibe hat, wird das Produkt schnell dahinter versteckt und der Timer auf 4 Minuten gestellt. Während sich das Käsemonster fröhlich auf seinem Tellerchen dreht lese ich auf der Pappe allerlei „Bedienungsanleitungen“ deren Zeitangaben jeweils zwischen 3 und 5 Minuten Zubereitung schwanken. Ich habe allerdings keine Ahnung von der Watt-Leistung der Versuchsmikrowelle, daher steht sie auf 100% Leistung und ich fühle mich in den geschätzten 4 Minuten Zubereitungszeit bestätigt.

Vier Minuten können übrigens unfassbar lang sein, wenn man neben einer Mikrowelle steht, dem Teller bei seinen Runden zusieht und über Gasturbinen nachdenkt.
Gasturbinen sind übrigens der helle Wahnsinn, das sei hier mal angebracht.

Das erlösende Pling läutet zugleich ein Stoßgebet ein „Ich hoffe der Rummel sieht nun anders, idealerweise besser, aus“.
Was sich dann hinter der Tür verbirgt lässt sich allerdings bestenfalls als Suppe bezeichnen. Bedenklich schwankt der komplette Schaleninhalt – habe ich da grade ein Moor zubereitet?!
Den Daumen habe ich mir zugleich an dem Behälter verbrannt…

Während ich dann das dokumentierende Foto schieße verändert sich die Konsistenz aber

Keine Ahnung wie man das beschreiben soll? Ein weinendes Emoticon trifft es vermutlich am besten: :'(
Keine Ahnung wie man das beschreiben soll? Ein weinendes Emoticon trifft es vermutlich am besten: :'(

schonwieder und der ganze Schmodder wird wieder fester, was ziemlich faszinierend anzusehen ist. Wie würde eine Gasturbine reagieren, schmiss ich das Schälchen nun hinein?!
Der Gabeltest (hineinstechen zum Prüfen des Aggregatzustands) besteht das Häufchen Elend auch nur ganz knapp. Aber gut, zur Sicherheit nehme ich mal ein Messer mit – man will ja auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

Auf dem Weg ins Büro bewegt sich die Mahlzeit mit jedem Schritt mit. Hat sich das Moor inzwischen zu einer Lebensform entwickelt? Habe ich hier einen Italiener herangezüchtet? Ich will es gar nicht wissen.

Absolut überraschend ist dann der Versuch ein Stück aus der Lasagne herauszuschneiden. Es ist tatsächlich möglich ein definiertes Rechteck herauszutrennen, ohne dass der Rest nachläuft. Hier werden eindeutig Grenzen der Physik gesprengt – ob ich jedoch künftig Bücher über Lasagne statt Gasturbinen lesen sollte erschließt sich mir noch nicht so ganz.

In den vorangegangenen Schrottgourmetabenteuern habe ich nun gelernt, dass es ratsam ist den ersten Bissen auf der Gabel abkühlen zu lassen, solange man keinen Bock auf Hiroshima im Mund hat. Dazu bestand die Schale ja schon warnend aus Sonnenplasma.

Der Ausschnitt blieb derweil weiterhin definiert – die Käseschichten wurden also eindeutig zusammengeschweißt.

Abgekühlt landet das herausgetrennte Stück dann auf der Zunge und es entfaltet sich eine Gewürzexplosion wie an europäischen Königshäusern des Mittelalters, wenn Hajofucko VIII. mal wieder richtig auf die Kacke hauen und den Frankenpennern beweisen wollte wieviel geiler seine Staat ist. Nahezu ungeniesbar.

Nach ein paar weiteren Testbissen landet die Schale schließlich im Müll und ich bin weiterhin hungrig.
Als Nahrungsmittel hat es versagt – als Physikexperiment würde ich ihm aber ne 2+ geben.


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2 Antworten zu „Der Schrottgourmet #7 – Lasagne Bolognese“

  1. […] Der Schrottgourmet #7 – Lasagne Bolognese […]

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