Der Schrottgourmet #8 – Jägerschnitzel Oktoberfestspezial

Aus’kotzt ‚is! Da die Bazis zur Zeit ihren unsäglichen Wildlederkarneval abhalten werden natürlich auch in Preußen sämtliche Auslagen der örtlichen Händler mit bairischen „Spezialitäten“ und weiterem Schrott gefüllt, solange dieser Blau-Weiß-Kariert ist.

Ein guter Grund für ein Oktoberfestspezial vom Schrottgourmet.

Im Gegensatz zu meinen bisherigen Verkostungen wurde ich dieses mal durch @drumyellow darauf hingewiesen doch mal einen Blick in die Tiefkühltruhe des LIDL zu werfen. Dort fiel mein Blick dann auf themenspendendes Jägerschnitzel, welches sofort für nur 2,59EUR (die ich auch hätte nutzen können um einen kompletten Tag in der Nordhorner Innenstadt zu parken) seinen Weg in meinen Besitz fand.

Tiefkühlware hat dabei einen ganz eigenen Zauber. Von welchem Tier mag das Fleisch für das Schnitzel wohl kommen, vielleicht von einem Mammut – durch einen kaputten, russischen Bauern für 2 Groschen aus dem Permafrost geprügelt?!

Auf der Suche nach der verarbeiteten Spezies fällt mein Blick dann auf die Anleitung zur Zubereitung. Heiliger BimBam … da haben wir tatsächlich etwas erwischt, was „10-11 Minuten bei 600Watt“ in den Strahlenkasten wandern soll. Ich war ja von den 4 Minuten der vorgegangenen Lasagne schon schwerstens begeistert, aber das hier schlägt dem Fass den Boden aus, mein lieber Schwan.
Dazu kommt, das man leditlich eine kleine Lasch eindrücken soll statt die komplette Abdeckpappe herunterzuziehen. Mein wissenschaftlicher Eifer ist geweckt, ich drücke also penibelst genau die Lasche an der vorgegebenen Markierung in die Schale und kann so schon einen ersten Blick auf das Drama darunter werfen. Was später ein Schnitzel in Jägersoße werden soll, ist jetzt noch ein gelber Klumpen umgeben von … Sand.

Um nicht weiter daran zu denken, was mich da erwartet wird der Lümmel in die Mikrowelle geschleudert, diese endlos weit bis auf 11 Minuten (wenn schon, denn schon) gekurbelt und ich verlasse den Tatort um das Beitragsbild zusammenzuferkeln.

Während die Zeit abläuft habe ich schon fast vergessen, dass ich grade Koche bis mich das vertraute *Pling* meines Sous-Chefs aus meinen Gedanken über Gasturbinen reißt.

Ich berge den Pappbehälter und drücke dabei versehentlich ein wenig auf die Abdeckung. Dies hat zur Folge, dass ein plasmaartiger Luftzug durch die geöffnete Lasche zieht und mir wie ein Schweißbrenner den linken Unterarm abtrennt (möglicherweise habe ich hier aus stillistischen Gründen ein wenig übertrieben).

Mit dem verbleibenden Arm (scheinbar ziehe ich das nun durch) ziehe ich dann besagte

Jägerschnitzel
Fuck you, paper!

Abdeckung vom Karton und natürlich trennt sich das Ganze nicht einfach voneinander, nein ein appetitlicher Papierstreifen fällt genau in mein Festmahl.
Aber gut, selbst damit werde ich fertig.

Interessanter ist ja auch was sich mit den Bohnen eine Schale teilt. Spätere Tests ergeben, dass es wohl irgendwas aus Kartoffeln sein soll, mich kann man damit aber nicht hinters Licht führen, ich erkenne Karton in meinem Essen – die Papierstreifen waren ja auch schon ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Vorsichtig hebe ich das unkenntliche Schnitzel aus seiner Soße-Beilagen-Mischung  um es genauer zu begutachten. „Beilage nach Landmannsart“ sagt mir leider nicht, was da noch

Jägerschnitzel
yummy

umherschwimmt, aber Pilze konnte ich nun nicht in der Menge ausmachen wie mir die Verpackung suggerierte. Ich fühle mit belogen und betrogen. Missmutig schneide ich daher das erste mundgerechte Stück aus dem Fleisch und ja, es ist Gummi statt Mammut.
Während ich so kaue habe ich Zeit die Kar…tons näher anzusehen. Sind die wirklich in den 11 Minuten in der Mikrowelle miteinander verschmolzen? Ist es wirklich ein nahezu homogener Block aus Mist? Bin ich nur knapp an einem Sprung zwischen verschiedenen Universen vorbeigeschrammt? Bin ich gar in einem anderen Universum gelandet, einem Universum in dem man Kartons statt Erdäpfel (Grundbirnen) isst?

Lustigerweise bleiben organische Stoffe, wie zum Beispiel Bohnen in diesem Universum auch nach Ewigkeiten in der Mikrowelle eiskalt. Es ist der Wahnsinn in Tüten. Man schmeißt diese armen Bohnen für 11 gottverdammte Minuten in eine Mikrowelle und die kommen kalt wieder raus! Egal, mag Bohnen eh nicht sonderlich.

Nach einem Gabelrundgang durch die verschiedenen Komponenten bin ich wieder beim Schnitzel angekommen um den zweiten Bissen zu trennen. Und es wundert mich nicht mehr, dass dieser nun vollkommen anders schmeckt als der Erste. Und dass der Dritte dann nochmals eine andere Geschmacksnuance bekommt sei geschenkt.

Schlechtestes Schnitzel aller Zeiten und aller Universen.

Wenn man sowas zum Oktoberfest isst, dann kann ich verstehen warum tausende Bierzeltzombies auf diesem Hügel liegen und … auf den Rasen lachen…

Erbost setze ich meine Pickelhaube auf, und reite zu Preußens Gloria gen Norden.


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